Was hat mein Handy
mit dem Kongo zu tun?
Wir vom Weltladen Marktheidenfeld e.V. wollen neben dem Verkauf fair
gehandelter
Produkte unsere Mitmenschen auffordern, als kritische Verbraucher bei
immer mehr
Bereichen einmal nachzufragen: wie wird etwas hergestellt, wie kann ich
durch
bewusstes Verhalten die Welt etwas fairändern?
Im letzten Heft hatten wir die Möglichkeit der fairen Geldanlage
vorgestellt, heute geht
es um die Frage:
Was
hat mein Handy mit dem Kongo zu tun?
Ohne Handy geht heute nichts mehr -doch länger als 2 Jahre wird kaum
eines benutzt -
dann wandert es auf den Müll.
Aber wissen Sie, unter welchen Bedingungen Handys und andere U-Produkte
(Laptops, MP-3-Player usw.) hergestellt werden? Oder was damit passiert,
wenn
sie auf dem Schrott landen?
Der globale Markt von Geräten der Informationstechnologie wächst rasant.
Doch die Menschen, die sie unter schlimmsten Bedingungen herstellen oder
die Rohstoffe dafür abbauen, haben wenig davon.
Der
Abbau der Rohstoffe
Die Kampagne „makelTfair" will darüber informieren, wie die
Arbeitsbedingungen in der Produktionskette von U Elektronik aussehen,
inwieweit Menschenrechte verletzt werden
und wie stark die Umwelt durch die Produktion und Entsorgung
beeinträchtigt wird.
Etwa
50.000 Kinder arbeiten in den Minen von Katanga im Kongo, um Kobalt
abzubauen. Kobalt ist ein wichtiger Bestandteil von wieder aufladbaren
Batterien,
die für viele Produkte der Unterhaltungselektronik gebraucht werden.
Manche der
Kinder sind erst 7 Jahre alt. Sie arbeiten ohne Schutzkleidung und
atmen den
Mineralstaub ein, der zu Lungenschäden und Augenproblemen führen kann.
Die
Elektronikbranche expandiert und verbraucht immer größere Mengen an
Rohstoffen.
In der Bergbauregion von Südafrika wurden 7.000 Dorfbewohner
gezwungen ihr
Ackertand ohne angemessene Entschädigung zu verlassen, damit neue
Platinminen entstehen konnten.
Platin ist ein Edelmetall, das bei der Herstellung von PC-Festplatten
und LCD-Bildschirmen benötigt wird. Die Löhne im Platinabbau reichen oft
nicht einmal um die Grundbedürfnisse zu decken. Viele Beschäftigte sind
Leiharbeiter. Sie müssen oft die gefährlichsten Arbeiten verrichten und
verdienen am wenigsten.
Nach dem Start der Kampagne „makeTTfair" im November 2007 kam es langsam
zum Umdenken in der Branche. Mittlerweile haben einige große
Elektronikkonzerne begonnen,
sich mit dem Thema zu beschäftigen. Sie wären in der Lage Einfluss
auszuüben auf
Sozial- und Umweltstandards beim Abbau der Rohstoffe, wenn sie nur
wollten!
Die
Produktion
Die Arbeitsbedingungen in den Zuliefererfabriken der großen
Elektronikhersteller sind
extrem mangelhaft und menschenunwürdig.
„Die Fabrikarbeiterinnen in China und auf den Philippinen müssen einen
hohen Preis dafür zahlen, class wir Handys immer billiger kaufen können.
Den zumeist jungen Frauen werden ihre Grundrechte vorenthalten. Sie
haben kaum Chancen, ihre Situation zu verbessern, da unabhängige
Gewerkschaften verboten sind", so Cornelia Heidenteich von Germanwatch.
Sie arbeiten teilweise 320 Stunden im Monat, das sind 11 Stunden am Tag
an sieben
Tagen der Woche! Sie erhalten oft weniger als 35 Cent pro Stunde. Durch
die extreme Arbeitsbelastung sind die Arbeiterinnen so erschöpft, dass
sie bei der Arbeit einschlafen
oder Fehler machen. Dann wird ihr Lohn nochmals gekürzt.
Das
Elektronikschrottproblem
Obwohl in der EU ein Exportverbot für gefährliche Abfälle wie
Elektronikschrott besteht, wird derzeit ein erheblicher Anteil der
Altgeräte in Entwicklungsländer exportiert, weil es billiger ist! Sie
werden in Afrika oder Asien auf Mülldeponien von Hand zerlegt. Mit den
schlimmsten Auswirkungen für Mensch und Umwelt Kinder und Jugendliche
versuchen mit primitiven Recyclingmethoden ein paar Gramm Metall
auszuschmelzen, um dies zu verkaufen.
Was
kann ich tun?
Nicht nur bei den Lebensmitteln sollten wir auf ökologische und faire
Bedingungen achten: Auch bei den Produkten der
Unterhaltungselektronik kann ich verantwortungsvoll einkaufen:
- Die Konzerne sind von der Nachfrage der Verbraucher abhängig!
MUSS ich immer das neueste Handy haben?
- Ich kann die Konzerne in die Verantwortung nehmen:
Auf der Internet - Seite von „makelTfair" wird dazu aufgerufen, die
großen Elektronikkonzerne per E-mail auf die Arbeitsbedingungen in den
Zulieferfirmen aufmerksam zu machen mit dem Appell, in Zukunft soziale
und ökologische Standards dort einzufordern.
-
Ich kann darüber reden:
Mit Freunden oder in der Familie kann ich über die Schattenseiten der
Elektronikbranche sprechen und über Handlungsalternativen nachdenken. Je
mehr Menschen darüber
Bescheid wissen und Druck auf die Konzerne ausüben, desto eher wird sich
etwas ändern.
- 95 % des enthaltenen Goldes und anderer Edelmetalle kann in
modernen Recyclinganlagen wieder gewonnen werden. Entsorge ich meinen
Elektronikmüll fachgerecht?
Die Kampagne „makenITfair" wird durch die EU finanziell unterstützt und
durch verschiedene Nichtregierungsorganisationen aus Deutschland,
Niederlande, Finnland, Schweden, Polen, Kongo, China und Indien
getragen.
Mehr Infos unter
www. fair4you.online.de
oder
www.germanwatch.org
Buchtipp:
"Tatort - Eine Welt"
Was hat mein Handy mit dem Kongo zu tun?"
ISBN-13: 978-3779501541
K.A. Immel/K. Tränkte Peter Hammer Verlag 19,90 € |